WELLKÜREN

"Des werd scho wieder" | 31.07.2021

Drei Schwestern strapazieren die Lachmuskeln

In der Sporthalle der DJK Alitzheim begeisterten die drei Well-Schwestern (Wellküren) aus Oberbayern das Publikum mit Volksmusik-Kabarett vom Feinsten.

Musikalisch, stimmgewaltig, frech und humorvoll: Die Wellküren aus Günzlhofen, einem kleinen Ort in Oberbayern, begeisterten am Freitagabend ihre Fans in der ausverkauften Sporthalle der DJK Alitzheim. Nicht nur Ministerpräsident Markus Söder bekam dabei gehörig sein Fett weg. Auch Bernd Brönner, Vorsitzender des örtlichen Gesangvereins, musste mehrfach als männliches "Opfer" der Wellküren im Saal herhalten.

"Selbst schuld, wenn man sich in der ersten Reihe platziert", lautete das heitere Motto – und Brönner nahm's mit Humor. Schnell war das Eis zwischen den forschen Entertainerinnen und dem Publikum gebrochen. Mit Posaune, Tuba und Saxophon eröffneten Moni, Burgi und Bärbi Well vehement das gut zweistündige Konzert, das den Zuhörern lange in den Ohren nachklang.

Die Besucher konnten bei dem Auftritt gleich zwei Premieren der veranstaltenden Comedy Alitzheim miterleben. Wie deren Vorsitzender Werner Herkert eingangs schilderte, war die 21. Kabarettveranstaltung die erste, die in einem Sommermonat stattfand. Der Corona-Lockdown war der Grund, denn eigentlich sollten die Wellküren bereits im vergangenen November für Furore sorgen. Die zweite Premiere: Erstmals standen in der zehnjährigen Kabarettgeschichte der DJK Frauen auf der Bühne.

Und die hatten mächtig Pfeffer im Hintern. Dreistimmig, im Solo oder instrumental – die hagelgeschädigten Volksmusikerinnen nahmen kein Blatt vor den Mund. Schon zu Beginn der stimmungsvollen Musikreise versprachen die "Königinnen der Fröhlichkeit", zu denen sie sich selbst ernannten, gute Stimmung. Mucksmäuschenstill war das Publikum beim ersten Song. Kritisch beäugten die drei Interpreten das Geschehen von der Bühne. Als der Johannislandler mit Harfe, Gitarre und Hackbrett (Kastenzither) zu Ende war, explodierte das Auditorium mit frenetischem Beifall. Die angespannten Mienen der Wellküren lösten sich in Luft auf. Sie waren angekommen, zumal die Fahrt durch Mönchstockheim bei der Anreise dank fehlender Umgehung echt stressig war. "Mir bleim" lautete der glückliche Aufschrei von Moni Well im tiefbayerischen Dialekt, der sich wie ein roter Faden durch das Geschehen zog.

Man musste schon genau hinhören, um die Pointen zu kapieren. Gelegentlich sprudelte auch die englische Sprache aus den Mädels heraus, denn "Well ist kein bayerischer Name, sondern schottischer Hochadel". "Mia kenna da goa nix dazu", entschuldigte sich Burgi für den Sprachen-Mix. Schwester Bärbi offenbarte ihre homöopathische Neigung und verteilte Stimmungs- und Stimmen-Aufheller im Trio. Alternativ könne man flüssigen Hopfen einnehmen, um Körper und Seele in Einklang zu bringen, betonte sie.

"Du hast die Bienen gerettet und die Hummeln vergessen", wandte sich das Terzett an den bayerischen Ministerpräsidenten. Impfkritiker Hubert Aiwanger wollen sie zwangsweise zum Impfzentrum führen, denn endlich sollen doch wieder die Stammtische besetzt werden können. Zu Hause war Corona für die Wellküren kein Problem, leben sie doch mit den Nachbarn eh auf Distanz. Allgemein bekam das männliche Geschlecht eins auf die Mütze: "Mein Mann will mich verlassen. Gott sei Dank." Söder und Aiwanger schickten sie schließlich ins Weltall.

Nach stehenden Ovationen befriedigten die Wellküren die Zugaberufe spontan mit einem eskalierenden Kuckuckslied und zwei weiteren Beiträgen. Ihren Gästen gaben sie das Motto des Abends mit auf den Nachhauseweg: "Des werd scho wieder." Und Bernd Brönner wurde am Ende besonders belohnt. Er durfte als Andenken Monis durchgeschwitztes Well-Wischtuch mitnehmen.


mainpost.de | Peter Pfannes