MICHL MÜLLER
jetzterstrecht | 06.03.2010ausverkauft!
Die ganze Bandbreite des Kabaretts Michl Müller mit seinem neuen Programm "jetzterstrecht" in der Alitzheimer DJK-Halle Die Welt ist verrückt, man müsse nur genau hinschauen und schon gebe es genug zu lachen, meint Michl Müller. Und er hat hingeschaut. Wie er die Welt aus seinen fränkischen "Dregg-Sagg-Augen" sieht, zeigte er in seinem neuen Programm "jetzterstrecht". In der bis auf den letzten Platz gefüllten DJK-Halle in Alitzheim wurde es erstmals auf fränkischem Boden aufgeführt. Ausprobiert hat der Kabarettist es erst in Hessen und Schwaben und "die haben gelacht". Dem wollten die Franken natürlich nicht nachstehen. Müller verstand es auf seine unvergleichliche Art, wieder vielen zu einem Bauchmuskelkater zu verhelfen. Aber nicht nur das; so manches machte auch nachdenklich und zeigte allen, wo es in unserer Gesellschaft krankt. "Wenn ich einen ganzen Monat schaff und kann net davon leb', da kann doch was net stimm!" Oder wenn er fragt, ob Thilo Sarrazin, der Hartz IV-Empfängern zumutet, kalt zu duschen, nicht zu heiß gebadet hat. Von herzerfrischendem Blödsinn bis hin zu beinharter Satire brachte Michl Müller die ganze Bandbreite des fränkischen Kabaretts auf die Bühne. Im Saal sind viele Fans, die bei Anspielungen auf sein altes Programm sofort dabei sind und unisono rufen: "Wir machen Holz." Wie immer ist Müller auch im Austausch mit seinem Publikum. "Wie heißt denn du? Deresa, das is a a schöner fränkischer Name!" Die junge Dame aus der gegenüberliegenden Reihe kommt aus dem Rheinland. "Eine Rheinländerin, furchtbar, die steht früh auf und ist schon fröhlich. Wir Franken können auch fröhlich sei, aber des muss doch net gleich jeder mitkrieg." Dann geht's wieder zur Tagespolitik. "Die Käßmann Margot, donnert die rotzbesoffen durchs Land, und dann tritt die a noch zurück, blöd, nä." Wegen der Jugend sei dies nicht nötig gewesen, meint der Kabarettist, "die lacht sich doch verreckt, bloß 1,54 Promille". Müller kommt vom Hundertsten ins Tausende und schießt dabei eine Lachsalve nach der anderen ins Publikum. Und wenn's dann gar nicht mehr geht, wird eben gesungen: "Heut ist ein schöner Tag" oder "Komm mit zu mir." Skandale und Schlagzeilen, die menschlichen Dummheiten und die Ungereimtheiten des Alltags, nichts bleibt von dem selbsternannten "Dregg-Sagg" verschont. Er wundert sich über den Touchscreen-Monitor: "Früher ham mer noch auf die Finger gekriegt, wenn mer so an Bildschirm angedatscht ham." Und dann fragt er sich, was in Afghanistan los ist. "Da haben die Deutschen einmal mitgemacht, war's a wieder net recht. Normalerweise g'hört da g'sagt, dann leckt uns am Arsch, mir gehn." Hier wird der Kabarettist von spontanem Applaus unterbrochen. Er versteht es, dem Volk aufs Maul zu schauen und ihm eine Stimme zu geben. Auch die spätrömische Dekadenz in unseren Landen hat er bereits entdeckt. "Da hat nämlich Caligula in Rom einen Esel zum Außenminister gemacht - naja, da stimmt's. Hoch gewürdigt wurden vom Publikum auch seine schmückenden Beiworte für die Prominenz: Michael Wendler, die Testosteronbombe aus Dinslaken, Erika Steinbach, die Domina des Bundes der Vertriebenen, Silvio Berlusconi, der kleine notgeile Staubsaugervertreter, oder Birgit Homburger, die sprechende schwäbische Maultasche. "Ich bin Franke mit Leib und Seele, wunderbar", das zeigte Michl Müller mit seinem neuen Programm und bewies, dass so ein fränkischer Schelm ohne Probleme die ganze Welt auf die Schippe nehmen kann. mainpost.de | Ursula Lux