HEIßMANN UND RASSAU

Ein Dou kommt selten allein | 08.11.2013ausverkauft!

Rettungswespe schützt nicht vor Muggnplage

Martin Rassau und Volker Heissmann werden ihren Auftritt in Alitzheim nicht so schnell vergessen, das Publikum aber auch nicht

Eigentlich müsste sich Alitzheim (600 Einwohner) umbenennen in Muggndorf. Mit Muggn bezeichnet der Unterfranke die gemeine Stubenfliege, und gefühlte hundert bevölkerten am Freitagabend die Bühne der DJK-Halle in Alitzheim. Die sollte eigentlich den beiden Comedians Martin Rassau und Volker Heissmann beim zehnten Comedy-Abend in Alitzheim vorbehalten sein. Sie ließen sich die Schau auch nicht stehlen, bei ihrer Show "Ein Duo kommt selten allein". Sie bauten die Muggn kurzerhand ins Programm ein und empfahlen den Alitzheimern vor 500 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Halle, endlich ein gescheites Klärwerk zu bauen.

Geld zurück

Etwa den Versuch eines Versicherungsvertreters (Rassau), seinem Kunden (Heissmann) eine Versicherung zu verkaufen, die kein Mensch braucht, wie eine Auto-Haftpflichtversicherung für jemanden, der kein Auto hat. "Egal, es heißt doch Pflichtversicherung, also brauchen sie die." Die Kombination unnötiger Versicherungen summiert sich am Ende auf monatlich 74 900 Euro. "Moment: Ich hab eine Versicherung, die mich gegen hohe Versicherungsbeiträge versichert." "Die ist ja von unserer Gesellschaft, jetzt kriegen sie ja noch Geld raus."

Auch der Urlaub am Gardasee bekam sein Fett weg. "Das ist eine wandelnde KIK-Modenschau, manchmal ist auch ein Adler darunter", befand Rassau. Die kurze Jeans hatte der Vadder 80 oder 90 Jahre lang getragen, "die muss man nix mehr wegschmeißen, die wird abgeschnitten und tut's als Bekleidung für die Touristen". Die dürfen dann im typischen Look durch die Gegend wandern, mit Känguruh-Tasche, weißen Strümpfen und "Leuchtstäben" – ungebräunten Beinen.

Die Fahrscheinkontrolle im ICE gerät für den Schaffner (Heissmann) zur Geduldsprobe. Dass der Automat kompliziert zu bedienen war, geschenkt. Die Muggn seien keine Schwarzflieger oder Mini-Drohnen der NSA, sondern einfache Muggn. Einmal nachlösen, bitte, macht 200 Euro. "Ich hab die Bahncard 50". "Na, dann 100 Euro". "Hier sind noch Rabattkarten, auch vom ADAC, und 20 Prozent auf alles". "Na, dann 80. Ach, Bahncard 50 für die Erste Klasse. Sie sitzen Zweite Klasse. Dann kriegen sie von mir noch 50 Euro."

Wie ein Werbespot besser nicht gedreht wird, zeigten Heissmann und Rassau mit Schnapswerbung. Regisseur Heissmann hatte mit Model Rassau – im rosa Frottee-Anzug – seine liebe Mühe. Bis der Spruch saß ("Nach der Wurscht hab ich an Durscht"), bis das Publikum mit drin war ("Humba Humba Tätärää" klappte fast auf Anhieb) und bis der Werbespruch passte ("Mit Zutzler Schnaps geht's mir gut"), ging eine Probeaufnahme nach der anderen dahin. Endlich klappte alles, der Schnaps war hinter die Binde gekippt, da hieß die Firma anstelle Zutzler plötzlich Seitenbacher.

Keine Kläranlage

Fast schon Mitleid hatte man mit Rassau, der Heissmann eine Kreuzfahrt verkaufen wollte, Als Geschenk für dessen Frau zur Silberhochzeit. "Außenkabine?" "Nein danke, da werde ich ja nass." Rettungswespen? Müssen auch Wespen gerettet werden, nicht nur Muggn? "Was, 2000 Euro? Für 199 Euro kriege ich eine Woche Sulzheim." Aber "die haben keine Kläranlage".

Und endlich kamen Waldtraud und Mariechen. Beide vermissten in ihrem "Gschmarri" gescheite Begrüßungsschilder am Ortseingang, "aber dafür hat der Bürgermeister am Rathaus ein Schild angebracht. Hunde verboten, außer Blindenhunde. Das können die Hunde nicht lesen, Blinde auch nicht, weil die Braille-Schrift fehlt."

Von Sozialen Netzwerken bekommt Mariechen Rückenschmerzen. "Wenn ich mich nach meine Feiss buck, zieht's mir im Rücken."

Viel zu schnell waren die zwei Stunden um. Doch Waltraud und Mariechen durften erst nach einem gespielten Witz als Zugabe von der Bühne. Vergessen werden sie ihren Auftritt nicht so schnell. Nicht wegen der Umkleidekabine im Sportheim, sondern wegen des tollen Publikums – und der Muggn.

mainpost.de | Guido Chuleck